Einblicke

Aufschwung im stationären Einzelhandel zeichnet sich ab

In den USA gewinnt der stationäre Einzelhandel entgegen früherer Prognosen derzeit wieder an Bedeutung: Die Zahl der Geschäfte liegt auf einem Rekordhoch, bislang reine Online-Marken eröffnen eigene physische Geschäfte, große Ketten werten ihre Filialen mit interaktiven und erlebnisreichen Konzepten auf. Das berichtete kürzlich das Handelsblatt unter Berufung auf die National Retail Federation (NRF), den weltweit größten Einzelhandelsverband.

Die Anzahl stationärer Geschäfte erreichte in den USA Mitte des Jahres 2023 mit knapp 1,1 Millionen einen neuen Höchststand. Während US-Einzelhändler lange Zeit hauptsächlich in den Ausbau ihres Online-Handels investierten, setzen große Einzelhändler wie Walmart, Target, Ulta Beauty und Dick’s Sporting Goods derzeit wieder verstärkt auf physische Präsenz und eröffnen neue Standorte. Dabei in den Fokus rücken zunehmend die Interaktivität zwischen den Kundinnen und Kunden mit den angebotenen Produkten sowie das Erlebnis Shopping.

Zusätzlich eröffnen immer mehr digitale Marken eigene stationäre Stores, da diese oft profitabler, markenprägender und verkaufsfördernder sind als rein digitale Vertriebskanäle. Eine Studie der Bank Capitol One zeigt, dass der Umsatz in physischen Geschäften in den USA im Jahr 2022 um 11,4 Prozent gestiegen ist, was eine schnellere Wachstumsrate als beim E-Commerce bedeutet. Demgegenüber verzeichnete der Online-Handel im gleichen Zeitraum laut der Statistikbehörde US Census lediglich ein Wachstum von etwa acht Prozent.

In Deutschland zeichnet sich ein ähnlicher Trend ab. Die jährlichen Wachstumsraten des E-Commerce sinken seit Jahren kontinuierlich (Quelle: Statista.). Zudem sind die echten Kassenbons stationär größer als die wirklich realisierten Warenkörbe im Online-Shop. Dies liegt an verschiedenen Faktoren, nicht zuletzt aber an dem ausgeprägten Retourenverhalten der Konsumentinnen und Konsumenten. So werden etwa beispielsweise bei Textilen oftmals online mehrerer Konfektionsgrößen zur Anprobe bestellt.

Die positive Entwicklung im stationären Einzelhandel bestätigt auch der BTE Handelsverband Textil Schuhe Lederwaren in Deutschland: Im Jahr 2023 verzeichneten stationäre Geschäfte einen Umsatzanstieg im Schuh- und Bekleidungshandel. Die Umsätze der Schuhgeschäfte stiegen um 8 Prozent, während der stationäre Bekleidungshandel ein Wachstum von 3-4 Prozent verzeichnete.
Dahingegen gingen die Umsätze im Versand- und Onlinehandel mit Schuhen im vergangenen Jahr zurück. Während er in den Coronajahren 2020 und 2021 gegenüber 2019 um 40 Prozent gestiegen war, lag der Anteil am gesamten Schuhmarkt im Jahr 2023 nur noch bei 23 Prozent.