ESG-News

Geschäftsstrategie um aktualisierte Nachhaltigkeitsstrategie erweitert

Von Jürgen Hagen, Stabsstellenleiter ESG-Management

Aachener Grundvermögen Jürgen Hagen, Stabsstellenleiter ESG-Management

Bereits im Gründungsverständnis der Aachener Grundvermögen ist Nachhaltigkeit im Sinne der Wert- und Schöpfungserhaltung fest verankert. So wird für alle Sondervermögen seither eine konservative, sicherheitsorientierte, langfristige Anlagestrategie verfolgt. Dabei steht die Qualität der einzelnen Immobilien, die grundsätzlich für den dauerhaften Bestand erworben werden, im Vordergrund. Mit Veröffentlichung der Orientierungshilfe „Ethisch-nachhaltig investieren“ der Deutschen Bischofskonferenz im Jahr 2015 haben wir uns zu deren Umsetzung verpflichtet. Im September 2018 wurde eine Nachhaltigkeitsstrategie für die Aachener Grundvermögen ausformuliert, um den Nachhaltigkeitsbegriff noch stärker auf das Handeln unserer Gesellschaft zu beziehen und die damit enthaltenen verbundenen Ziele auch klarer kommunizieren zu können.

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der im März 2021 in Kraft getretenen EU-Offenlegungsverordnung müssen und wollen wir unsere Aktivitäten im Bereich des Klimaschutzes weiter ausbauen und noch stärker in den Fokus stellen. In der Konsequenz haben wir die bestehende Nachhaltigkeitsstrategie um einen Teil 2 „Umwelt“ erweitert, der den bereits bestehenden Teil 1 „Soziales und Governance“ vom September 2018 ergänzt. Die Fortschreibung der Strategie wurde vom Aufsichtsrat in Herbst 2022 einstimmig als Teil der Geschäftsstrategie befürwortet. Darin wird die bereits bestehende Verankerung von Nachhaltigkeitszielen in den Bewertungs- und Entscheidungsprozessen um weitere einzuhaltende ESG-Kriterien ergänzt. Dabei wurden auch die Ziele für nachhaltigen Entwicklung der Vereinten Nationen priorisiert abgestellt. Die daraus resultierenden Aufgaben wurden entsprechend ausgebaut sowie die Vergleichbarkeit und Transparenz erhöht.

Aachener Grundvermögen Nachhaltigkeitsstrategie Grafik 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung

Im Kern legt die erweiterte Nachhaltigkeitsstrategie fest, mit welchen Maßnahmen und Lösungen die von der Bundesregierung festgelegten Klimaziele und das globale Ziel, die Erderwärmung auf maximal 2 Grad gegenüber der vorindustriellen Welt zu begrenzen, für das Immobilien-Portfolio der Aachener Grundvermögen erreicht werden soll. Die Betrachtung erfolgt für die von der Aachener Grundvermögen verwalteten Sondervermögen. Die aktualisierte Nachhaltigkeitsstrategie ist insofern zugleich als aktives Risikomanagement anzusehen, denn es ist nach unserer Einschätzung sicher davon auszugehen, dass zur Erreichung der Klimaziele zukünftig verschärfte Richtlinien und Auflagen für den Gebäudesektor zu erwarten sind.

In der Nachhaltigkeitsstrategie ist zugleich unser Bestreben verankert, im Laufe des Jahres 2023 alle Sondervermögen als Artikel 8 gemäß Offenlegungsverordnung (Sustainable Finance Disclosure Regulation, SFDR) klassifizieren zu lassen – sprich als Fonds mit Nachhaltigkeitskriterien. Dies bedeutet auch, dass für alle Fonds das 2-Grad-Ziel implementiert wird und dafür notwendige Optimierungen an den Immobilien geplant und umgesetzt werden. Darüberhinausgehende Ziele mit einem anderen oder höherem Ambitionsniveau können selbstverständlich durch den jeweiligen Anlageausschuss beschlossen werden.

Um die angestrebten Ziele zu erreichen, muss für jeden Fonds zunächst der (energetische) Status Quo des Immobilien-Bestandes im Detail ermittelt werden, bevor die Maßnahmen festgelegt werden können. Dazu müssen insbesondere die Energieverbrauchsdaten je Nutzungseinheit erfasst werden. Dies geschieht zum einen durch das direkte Messen vor Ort, etwa durch Smart Metering, das Auswerten von Gebäudeenergieausweisen oder indem in die Mietverträge sogenannte Green-Lease-Verträge aufgenommen werden. Diese schaffen u.a. den Zugang zu den energetischen Daten des Mieters bzw. einen kooperativen Daten-Austausch. Gleichzeitig kann darüber auch aktiv eine nachhaltige Nutzung und Bewirtschaftung des Mietobjektes reguliert werden.

Aachener Grundvermögen Nachhaltigkeitsstrategie Grafik Datenerfassung

Nach der Erfassung der tatsächlichen Energieverbräuche, des Trinkwasserverbrauchs und des Abfallaufkommens als wesentliche Dimensionen des ökologischen Fußabdrucks im Gebäudebetrieb, müssen diese Daten so verdichtet werden, dass aus ihnen ersichtlich wird, wie hoch die Treibhausgasemissionen des Gebäudes jeweils ist und welche Maßnahmen zur Optimierung ergriffen werden müssen. Zentrale Basis und Methode für die Bewertung der energetischen Performance ist das EU-CO2-Tool ”CREEM”, welches gleichermaßen in der Strategie verankert ist.

Die genaue Analyse des Gebäudebestandes erfolgt unter anderem mittels digitaler Gebäudezwillinge, in welchen die ermittelten Energieverbräuche mit simulierten Energiebedarfen eines Gebäudes verglichen und nachjustiert werden. Hierzu wird derzeit etwa Caala, ein Tool für Optimierungspotentialanalysen im Sinne einer Dekarbonisierungsstrategie, für ein gesamtes Sondervermögen pilotiert und dessen Anwendung auf andere Sondervermögen erprobt. Anhand der gewonnen und verdichteten Daten können Maßnahmen präzise definiert werden, um die Gebäude energetisch zu optimieren und das gesamte Portfolio effizient zu steuern. Im Idealfall geht dies mit ohnehin anstehenden Instandhaltungsmaßnahmen einher. Muss beispielsweise ein bestehendes Dach neu gedeckt werden, kann es gegebenenfalls sinnvoll sein, in diesem Zuge eine Dachbegrünung oder auch eine Photovoltaik-Anlage anzubringen.