„Zeitzeugen mit Zukunft“

Leipzig, Hainstraße 5-7

Eine Reise durch die Geschichte der Immobilien im Aachener Spar- und Stiftungs-Fonds

In einer der ältesten und meistfrequentierten Straßen Leipzigs befindet sich die fünfgeschossige Immobilie Hainstraße 5-7, die im Frühjahr 2014 für den Aachener Spar- und Stiftungs-Fonds erworben wurde. Bereits beim Ankauf war die Hainstraße eine der vier Haupteinkaufsstraßen der sächsischen Metropole. Ihre Lagequalität hat sich seitdem durch verschiedene Investitionen sogar noch gesteigert.

Aachener Grundvermögen - Leipzig, Hainstraße 5-7

Durch die Hainstraße führte bereits im Mittelalter die Fernhandelsstraße Via Imperii von Stettin nach Rom, die sich hier mit der Handels- und Militärstraße Via Regia kreuzte. An diesem Schnittpunkt am heutigen Brühl entstand der „Ort bei den Linden“ (urbs libzi) – das heutige Leipzig. Dadurch war Leipzig bereits damals ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt und Fernhandelsort, wodurch die Stadt ab Ende des 15. Jahrhunderts Ausgangspunkt des internationalen Messewesens wurde. 1895 fand in Leipzig schließlich die weltweit erste Mustermesse statt. Im Jahr 1390 wurde die heutige Hainstraße erstmals namentlich erwähnt als Ranstädter Straße, die als wichtigster Verkehrsweg im damaligen Rannischen Viertel vom Eselsmarkt (heute Wagnerplatz beziehungsweise Brühl) über den Markt ins heutige Markranstädt führte. Ab dem 15. Jahrhundert setzte sich schließlich ihr heutiger Name durch, der Bezug auf das an die Altstadt angrenzende Rosental als Hain nimmt.

Die Leipziger Altstadt ist geprägt von zahlreichen Passagen und Durchgangshöfen, die in ihrer Summe und wegen ihres geschlossenen Systems europaweit einzigartig sind. Entstanden waren die kleinen Verbindungsgässchen wegen der sehr schmalen Grundstücke im alten Leipzig, auf denen Fuhrwerke im Hof nicht wenden konnten, weshalb die Handelshöfe oft bis zur nächsten Straße reichten. Als zum Ende des 19. Jahrhunderts hin innerstädtische Messehäuser erbaut wurden, entstanden in diesem Zusammengang die Passagen, die häufig auf alten Durchgangshöfen errichtet wurden. Heute sind die vier Haupteinkaufsstraßen Petersstraße, Grimmaische Straße sowie Nikolai- und Hainstraße über ein bestehendes Passagensystem miteinander verbunden.

In der Hainstraße befinden sich ganze sechs dieser Passagen – so viel wie in keiner anderen Straße Leipzigs. Eine davon ist das „Kleine Joachimsthal“, das an der Hainstraße 5-7 beginnt. Das überbaute Eingangstor befindet sich rechts neben den heutigen Einzelhandelsflächen. Über zwei offene Lichthöfe führt sie zur Kleine Fleischergasse 8, die im 18. Jahrhundert zu den bekanntesten Gasthäusern Leipzigs zählte. Friedrich Schiller, so der Hinweis einer Inschrift, wohnte während seiner Aufenthalte in Leipzig in den Jahren 1785 und 1789 in einem der Hintergebäude. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Hainstraße 5-7 ohne Durchgangsmöglichkeit rekonstruiert beziehungsweise neuerbaut. Erst bei der denkmalgerechten Sanierung der Kleine Fleischergasse 8 im Jahr 2012 wurde wieder eine Passage eingerichtet, da für das heute dort ansässige Hostel ein zweiter Fluchtweg benötigt wurde.

Der Name „Kleines Joachimthal“ ist zu Beginn des 17. Jahrhunderts entstanden. Gegenüber der heutigen Hainstraße 5-7 verkaufte ein Handelsherr Silber aus dem Sankt Joachimsthal in Böhmen, weshalb sich der Name „der Joachimsthal“ einbürgerte. Da sein Sohn die Hainstraße 5 erwarb, um dort ebenfalls Silberhandel zu betreiben, wurde zur Unterscheidung Großer und Kleiner Joachimsthal eingeführt. Als Anfang des 18. Jahrhunderts die Kleine Fleischergasse 8 in den Besitz des Eigentümers der Hainstraße 5 kam, wurde erstmals eine Passage als Durchgang möglich. Etwa ein Jahrhundert später gehörte das gesamte Anwesen dem Bankier Christian Gottlob Vetter und hieß für diese Zeit Vetters Hof. Dieser Name findet sich noch immer über dem Eingang des Kleinen Joachimsthals in der Hainstraße 7.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die alten Häuser abgerissen und zwischen 1905 und 1907 wurde die Hainstraße 5 im Jugendstil mit repräsentativer Fassade neu erbaut. Sowohl die Gebäude als auch die Passage wurden im zweiten Weltkrieg zerstört. Im Jahr 1997 wurde das heutige Gebäude Hainstraße 5-7 durch den berühmten (und berüchtigten) Bauherrn Jürgen Schneider unter Rekonstruktion der originalen Fassade der Hainstraße 5 neu errichtet und um den Neubau Hainstraße 7 erweitert. Die repräsentative Sandsteinfassade ist großflächig durchfenstert und wird durch den dreigeschossigen Erker betont.

Nach dem Silberhandel wurde im langen Hof des Kleinen Joachimsthals übrigens vor allem Tuchhandel betrieben. Noch heute verkauft der Einzelhandelsmieter TK Maxx im Unter- und ersten Obergeschoss unter anderem auch Mode – und auch das ein oder andere Silberschmuckstück. In den beiden darüber liegenden Stockwerken sind Büro- und Praxisräume untergebracht, im vierten Obergeschoss befinden sich Wohnungen.