„Zeitzeugen mit Zukunft“

Freiburg, Kaiser-Joseph-Straße 194

Eine Reise durch die Geschichte der Immobilien im Aachener Spar- und Stiftungs-Fonds

Bereits als der Markt in Freiburg im 12. Jahrhundert gegründet wurde, war die heutige Kaiser-Joseph-Straße neben der Salzstraße eine der zwei bedeutenden Handelsstraßen. Hier entstanden die ersten Ansiedlungen der späteren Stadt. Von diesem Kern aus entwickelte sich Freiburg in den folgenden Jahrhunderten zum regionalen Wirtschaftszentrum, begünstigt durch die verkehrsgünstige Lage zwischen Schwarzwald und Rhein. Im Mittelalterlichen Stadtkern Freiburgs reihen sich an den kopfsteingepflasterten Plätzen Barock-, Renaissance- und Gotikbauten aneinander, die nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut wurden.

Der Bertoldsbrunnen, an dem sich Salzstraße und Kaiser-Joseph-Straße kreuzen, ist noch heute der zentralste Punkt der Stadt. Der „Berti“ ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt und ein Treffpunkt sowohl für Einheimische als auch Touristinnen und Touristen. Die „KaJo“, wie die Kaiser-Joseph-Straße im Volksmund genannt wird, ist breiter als andere Straßen in der Freiburger Altstadt – ein Zeugnis des jahrhundertelangen Marktreibens in der Straße. Sie ist eine der ersten verkehrsberuhigten Zonen Deutschlands und nur für den öffentlichen Nahverkehr und Fußgänger zugänglich. So können Einheimische und Besuchende ungestört auf einer der meist-frequentierten Shopping-Straßen und zugleich einer der teuersten Lagen Deutschlands schlendern und die zahlreichen Modeboutiquen, Einkaufcenter und Cafés besuchen. An heißen Sommertagen sorgen die kleinen „Bächle“ mit Wasser aus dem Fluss Dreisam für ein angenehmes Klima auf der KaJo: Einst dienten sie als Wasserversorgung und Schmutzwasserkanäle, heute werden die Bachläufe oft für ein erfrischendes Fußbad von Groß und Klein genutzt. Glaubt man einem alten Freiburger Sprichwort, so werden Gäste der Stadt, die versehentlich in eines der Bächle treten, einen Freiburger oder eine Freiburgerin heiraten.

Die Kaiser-Joseph-Straße 194 kurz hinter dem Martinstor liegt im besucherstärksten Abschnitt der Einkaufsmeile bis zum Europaplatz. Nach seiner teilweisen Zerstörung im Jahr 1944 wurde der Ladenbereich zur Arkadenzone umfunktioniert. Das viergeschossige Büro- und Geschäftshaus wurde im Jahr 1907 als Geschäftshaus des Hofjuweliers Lodholz errichtet. Die dreiachsige Fassade aus Muschelkalk zeichnet sich durch im Erdgeschoss rundbogige Arkaden und in den oberen Geschossen durch stockwerkübergreifende Säulen im Stil der griechischen Antike aus. Heute ist der dreigeschossige Traufseitbau mit Satteldach ein Kulturdenkmal des Ladesamtes für Denkmalpflege Baden-Württemberg.

In den Jahren 2014/2015 wurde das Geschäftshaus in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde vollständig entkernt, modernisiert und revitalisiert. Das Dach wurde mit einer Dachterrasse ebenfalls neugestaltet und mit modernen Gaupen ausgebaut. Dabei wurde das Gebäude um ein Geschoss erhöht. Gleichzeitig wurden die 588 m² großen Verkaufsflächen vom Unter- bis ins erste Obergeschoss für den Mieter Tommy Hilfiger hochwertig ausgebaut. Im zweiten, dritten Obergeschoss und vierten Obergeschoss befinden sich Büroflächen auf insgesamt 485 m².

Seit 2011 ist Tommy Hilfiger bereits Mieter in der Immobilie auf der Freiburger KaJo, die dem zufolge unter Händlern, Gastronomen und Dienstleistern derzeit die beliebteste Einkaufsstraße Deutschlands ist. Dies ergab der „Geschäftsstraßen Performance Report Deutschland 2020“ – eine Umfrage des Beratungsunternehmens Ecostra in Zusammenarbeit mit hystreet.com, dem Start-up der Aachener Grundvermögen zur Messung der Passantenfrequenzzahlen, sowie dem Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels. Dabei wurden 200 Geschäftsstraßen in 130 deutschen Städten abgefragt, es beteiligten sich 55 Filialunternehmen mit insgesamt 1.145 Geschäften.

Freiburg als Einkaufsstadt zieht nicht nur Einkaufende aus dem gesamten südbadischen Raum, sondern auch aus Frankreich und der Schweiz sowie internationale Touristinnen und Touristen an. An der Freiburger Innenstadt und besonders am Beispiel Kaiser-Joseph-Straße zeigt sich, dass es sich nachhaltig stabilisierend auf die innerstädtischen Einkaufsklagen auswirkt, wenn die politischen Entscheidungstragenden darauf verzichten, Besucherströme und Kundschaft aus der Innenstadt heraus in ein Shoppingcenter umzuleiten.