„Zeitzeugen mit Zukunft“

Köln, Schildergasse 94 – 96

Eine Reise durch die Geschichte der Immobilien im Aachener Grund-Fonds Nr.1

Die Schildergasse gilt nach der Hohe Straße als zweitälteste Straße Kölns. Zusammen bilden sie heute die zentrale Fußgängerzone und das Einkaufszentrum Kölns. Der Ursprung der Schildergasse – heute Kölns wichtigste Ost-West-Achse für Fußgänger und eine der beliebtesten und meistbesuchten Einkaufsstraßen Deutschlands – liegt in der Römerzeit, in der sie als Decumanus Maximus die zentrale Straße vom westlichen Stadttor zum römischen Marktplatz („Forum“) war. Dort traf sie auf die „Cardo Maximus“, die zentrale Nord-Süd-Achse – die heutige Hohe Straße.

Im Mittelalter siedelten an der ehemaligen Römerstraße die heute namensgebenden, zahlreiche Wappen- und Schildermaler an, die hier wohnten und arbeiteten. 1797 tauchte erstmals der Name „in der Schildergasse“ auf. Patrizier- und Kaufmannsfamilien sowie vermögende Handwerker erbauten hier ihre Häuser, es entstanden Kirchen und Klöster, die Zunft der Bierbrauer siedelte sich an – Handel, Gastronomie und Handwerk florierten.

Durch den Einzug Napoleons und die Säkularisation wandelte sich die Schildergasse in der Gründerzeit mehr und mehr zur städtischen Flanierstraße. Cafés, Theater und Musikstätten entstanden, in den Gasthäusern bildeten sich demokratische und revolutionäre Organisationen. Ab dem Jahr 1910 wurde die Dominanz der Schildergasse mit einem Straßendurchbruch zur Verlängerung bis zum Heumarkt noch einmal gesteigert. Im Jahr 1914 wurde am ehemaligen römischen Marktplatz mit dem Kaufhaus Leonard Tietz das damals größte und modernste in Europa eröffnet, welches Aufsehen und Bewunderung auf dem ganzen Kontinent erregte. Während des zweiten Weltkriegs wurde es zerstört – wie so viele andere der klassizistischen Häuser, die damals die Schildergasse prägten. Das durch die Bomben stark beschädigte Köln wurde zwischen 1945 und 1960 nach und nach wieder aufgebaut und neugestaltet. Im Jahr 1966 wurde die Schildergasse zur ersten Fußgängerzone Kölns erklärt.

Heute weist die Schildergasse den höchsten Anteil an gewerblichen Einzelhandelsflächen in ganz Köln auf und richtet sich überwiegend an ein konsumiges Publikum, das Filialisten bevorzugt. Das macht sie bei Einzelhändlern zu einer der gefragtesten Einkaufsstraßen in Deutschland und unterscheidet sie von der Hohe Straße, die eher kleinteilig geprägt und von der weiteren Kölner 1-a-Einzelhandelslage Ehrenstraße, die sich als erste Adresse für Anbieter im sehr modischen Young-Fashion-Bereich herausgebildet hat. 2019 lag die Schildergasse laut Passantenfrequenzmessungen unseres Start-ups hystreet.com auf Platz zwei der meistfrequentierten Einkaufsstraßen in Deutschland.

Auf dem heutigen Grundstück Schildergasse 96 stand im Mittelalter das Haus Mirweiler („Mirwylre“), vermutlich benannt nach seinem ersten Besitzer: Constantin von Lyskirchen zu Mirweile, der im Jahr 1378 Bürgermeister in Köln war. Ab dem 15. Jahrhundert bis zur Auflösung des Zunftwesens diente Haus Mirweiler den Bierbrauern als Zunfthaus („Gaffelhaus“). Der 1972 eingeweihte sechs Meter hohe Bierbrunnen am Schnittpunkt Hohe Straße und Schildergasse ist eine Reminiszenz an das ehemalige Zunfthaus der Bierbrauer. Nach Auflösung der Zunft wurde Haus Mirweiler französisches Nationaleigentum und war zu Beginn des 19. Jahrhunderts das erste protestantische Gotteshaus in Köln. Im Jahr 1808 ging das Gebäude per Erlass Napoleons als Geschenk an die Stadt Köln und wurde in der Folgezeit zu verschiedenen Schulzwecken genutzt. Zuletzt waren in Haus Mirweiler Lagerrauräume untergebracht, bevor es im Frühjahr 1928 abgerissen und neuerbaut wurde, wobei einzelne Bauteile wiederverwendet wurden.

Aachener Grundvermögen Schildergasse

Das heutige viergeschossige Geschäftshaus wurde im Jahre 1965 auf den Flurstücken Schildergasse 94, 96 und 96 a erbaut, die zusammen ein knapp 2.000 m² großes Grundstück bilden. Das Gebäude mit mehr als 7.000 m² Nutzfläche wurde zunächst als Metro-Kaufhalle genutzt und 1999 im Zuge der Umstellung auf das Konzept „Emotions“ kernsaniert. Die Verkaufsflächen wurden hochwertig umgebaut und modernisiert. In diesem Zuge entstand auch das noch heute dort ansässige Fitnesscenter im zweiten und dritten Obergeschoss mit separatem Eingang.

Nachdem der Mietvertrag mit Emotions beendet worden war, wurde die Immobilie ab September 2015 umfangreich zum Flagshipstore des Modeunternehmens Zara umgebaut und mit einer mehrgeschossigen, aussagekräftigen Fassade für den heutigen Mieter ausgestattet. In diesem Zuge hat das Unternehmen für junge, modische Kleidung die bis dahin bestehenden Filialen in der Domstadt aufgegeben. Die Geschäfte von Zara in Köln konzentrieren sich heute ausschließlich auf den am 3. Juni 2016 eröffneten Flagshipstore in einer seit 2000 Jahre alten Bestlage für Handel und Gewerbe – der Schildergasse 94-96a.