„Zeitzeugen mit Zukunft“

Berlin, Neue Schönhauser Straße 10/Rosenthaler Straße – Die „Rothe Apotheke“

Eine Reise durch die Geschichte der Immobilien im Aachener Spar- und Stiftungs-Fonds

Unsere Innenstädte sind erlebbare, dynamische Zeugnisse der sozialgesellschaftlichen (Stadt-) Geschichte. Die urbanen Zentren mit ihren Straßen und Plätzen, Bauwerken und Häusern wandeln sich seit je her mit der Gesellschaft. Sie passen sich den Bedürfnissen der Menschen an, die in ihr arbeiten, einkaufen, flanieren, leben. Innenstädte und ihre Bauten sind wertbeständige Zeitzeugen mit Zukunft. Wo vor 400 Jahren Vieh angeboten wurde, gibt es heute feinste Luxusmode. Wo früher der Schweinemarkt abgehalten wurde, findet man heute Restaurantmeilen. Wo zu Kaiserzeiten entlang wichtiger Handelsstraßen erste Gewerbehäuser errichtet wurden, liegen heute die frequenzstärksten Shopping-Meilen. Trotz aller Wandlung und allen Krisen: Innenstadtimmobilien haben alles überdauert und konnten langfristig ihren Wert nicht nur erhalten, sondern steigern.

Wir laden Sie ein zu einer Zeitreise in die Geschichte der Liegenschaft „Berlin, Neue Schönhauser Straße 10/Rosenthaler Straße“. Die berühmte „Rothe Apotheke“ war der erste Immobilienerwerb für den Aachener Spar- und Stiftungsfonds im Jahr 2011. Ein Rückblick mit Zukunftsaussichten.

In exponierter Lage im Berliner Szene-Stadtteil „Spandauer Vorstadt“ im Bezirk „Mitte“ liegt Berlins älteste Apotheke. Heute unter „MediosApotheke Hackescher Markt“ geführt, ist sie unter Berlinerinnen und Berlinern, Besucherinnen und Besuchern vor allem unter ihrem historischen Namen „Rothe Apotheke“ bekannt und findet sich in zahlreichen Stadtführern wieder. Die Immobile besteht aus einem fünfgeschossigen straßenseitigen Anbau (Eckgebäude), aus einem viergeschossigen Altbau sowie einem sechsgeschossigen Neubau im Hofbereich. Das gesamte Grundstück hat eine beachtliche Größe von 1.648 qm. Das Eckhaus mit seiner markanten zweifarbigen Fassade wurde 1995 aufwändig saniert. Im Erdgeschoss befindet sich neben vier Einzelhändlern und einem Gastronomen die denkmalgeschützte Apotheke mit historischer Inneneinrichtung von 1886. In den oberen Stockwerken liegen Büros und Wohnungen.

Gegründet wurde die „Rothe Apotheke“ durch den Leibarzt von König Friedrich Wilhelm I. im Jahr 1732 im damals bereits nach Berlin eingemeindeten Stadtteil Friedrichstadt, der heute ebenfalls zum Bezirk Berlin-Mitte gehört. Doch schon um 1754 verlegte der zweite Besitzer die Apotheke vor das Spandauer Tor. Zu dieser Zeit entstanden dort zahlreiche neue Häuser und es gab noch keine Apotheke. Dort, in der Neue Schönhauser Straße 10/Ecke Rosenthaler Straße befindet sie sich noch heute.

Die Spandauer Vorstadt hat ihre Ursprünge im Mittelalter und war zunächst eine lockere Ansiedlung, in der die BerlinerInnen Garten- und Landwirtschaft zur Selbstversorgung betrieben

Im Jahr 1672 untersagte der Große Kurfürst das Lagern von Stroh, Heu und Getreide innerhalb der Stadtmauern. Stattdessen wurden nördlich des Spandauer Tors zwischen dem damaligen Viehmarkt auf dem heutigen Alexanderplatz und den Stadtmauern Scheunen errichtet. Ab 1700 wurde das nördlich Berlins gelegene Gebiet als Spandauer Vorstadt besiedelt. Schon im Jahr 1710 standen etwa 500 Wohnhäuser. Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die Siedlung in die alte Berliner Stadtmauer einbezogen.

Seit der Bildung von Groß-Berlin im Jahr 1920 ist die Spandauer Vorstadt Teil des Bezirks Mitte. Der Zweite Weltkrieg richtete vergleichsweise wenig Schäden in der Spandauer Vorstadt an. Zwar wurden zu DDR-Zeiten viele Gebäude nur notdürftig instandgesetzt oder abgerissen, doch seit der Wiedervereinigung wurde ein großer Teil der Bebauung renoviert. Heute ist das Gebiet der Spandauer Vorstadt als Bauensemble denkmalgeschützt und gilt als der größte und am besten erhaltene historische Stadtteil Berlins. Die Spandauer Vorstadt hat sich zu einem auch touristisch attraktiven Wohn-, Geschäfts- und Szeneviertel entwickelt. Hier finden sich heute Museen und Galerien, Theater und Varieté, zahlreiche Sehenswürdigkeiten und Gastronomie, Kleinkunst und Handwerk, trendige internationale Marken und individuelle Boutiquen für ein erlebnishungriges, szeneorientiertes und kaufkräftiges junges oder junggebliebenes Publikum. Insbesondere der Bereich zwischen Hackescher Markt und Torstraße – in dem auch die Neue Schönhauser Straße10/Rosenthaler Straße liegt – lockt heute Berliner und Berlinerinnen sowie Besucher und Besucherinnen aus aller Welt an.

Die Geschichte der „Rothen Apotheke“ ist Zeugnis dieser (Stadt-)Entwicklung. Sie hatte als erste Berliner Apotheke einen Telefonanschluss, wie aus dem Telefonbuch von 1881 zu ersehen ist. In der Zeit der Gründerjahre gehörte die Apotheke zu den bekanntesten der Stadt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Standort 1953 zunächst geschlossen, ein Jahr später aber als Berolina-Apotheke wiedereröffnet und die Fläche vergrößert. Nach der Wende wurde sie privatisiert und ist seit 2006 Teil einer Apothekenkette.

Das heutige Büro- und Geschäftshaus selbst wurde 1910 errichtet. 1929 wurde das Ensemble im Stil der Neuen Sachlichkeit renoviert, kam in den folgenden Jahrzehnten sehr herunter und wurde nach der Wende ab 1995 restauriert. Der Apothekenbetrieb auf 177 m² im Erdgeschoss des Haupthauses mit seiner aufwändig restaurierten historischen Innenausstattung von 1886 steht seit 1960 unter Denkmalschutz und ist zudem Bestandteil des Denkmalensembles „Spandauer Vorstadt“.

Die weiteren Mieter der Liegenschaft sind neben zwei Textilmarken im gehobenen Preissegment eines Berliner Designers für ausgefallenen Schmuck und Accessoires, ein Geschäft für urbane Accessoires und Taschen sowie ein beliebter Burger Grill. Auch die Entwicklung der Nachbarschaft zeugt von der Spandauer Vorstadt als einer der heutzutage lebendigsten und spannendsten Einzelhandelslagen in Berlin. So hat unlängst Apple im Nachbarhaus seine zweite Berliner Niederlassung eröffnet.